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Bau der Autobahn A 71 in der Gemarkung Etzleben

Im Juni 1998 wird das Planordnungsverfahren für die Autobahn A 71 für die Region eröffnet und die Planungsunterlagen zur Einsichtnahme in der Gemeinde ausgelegt.

Jedoch werden Hoffnungen auf die Weiterführung der A71 in nördliche Richtung, von Sangerhausen bis nach Bernburg nicht weiter verfolgt, nachdem auch eine zuvor ins Spiel gebrachte Weiterführung als ausgebaute Bundesstraße durch den Verkehrsausschuss des Landtages von Sachsen- Anhalt abgelehnt wurde. Zumindest die Anbindung der A71 an die Autobahn 38, welche unterhalb von Sangerhausen das Ballungszentrum Leipzig gen Westen verbindet bleibt bestehen.

Nach zähen Ringen wird die Trassenvariante 10 favorisiert und damit eine vollständige Querung der Schmücke durch einen Tunnel. Durch eine extra ins Leben gerufene Bürgerinitiative wurden andere Varianten, wie beispielsweise die Trassenführung durch das Tal von Harras, verworfen. Noch im Mai 1999 war sich MdL Klaus Mehle aus Artern sicher, bereits 2006 in Artern auf die A71 fahren zu können. Dass es anders kam ist heute bekannt, jedoch werden zumindest die Planungen und das Planordnungsverfahren für den Raum Sömmerda- Sangerhausen im selben Jahr beendet.

Die eigentlichen Bauarbeiten in unserer Region beginnen jedoch erst im März des Jahres 2003 mit ersten Tiefenbohrungen am sogenannten Steinbruch und Ausgrabungen am Baucheborn in der Gemarkung Gorsleben.

Nach Errichtung eines Bauarbeiterlagers aus Containern und Errichtung provisorischer Werkstatt- und Lagerhallen unterhalb des Südhanges der Kahlen Schmücke, erfolgt der eigentliche Baustart für den Tunnel durch die Schmücke im August mit ersten Schachtungen am Nordportal (Heldrunger Seite) im Dezember 2005.

Etwas zwei Monate später im Februar 2006 beginnen die Bauarbeiten am Südportal des Tunnels, also auf der Gorslebener und Etzlebener Seite. Zugleich wird mit einer dynamischen Intensivverdichtung im Gebiet der Erdfälle der Hemlebener, Gorslebener und Etzlebener Flur begonnen. Hierbei wird das Erdreich auf der künftigen Trassenführung zum Teil großflächig ausgeschachtet und werden wochenlang zwei tonnenschwere Gewichte von zwei großen Kränen auf den Boden geschmettert. Hierdurch sollten unterirdische Hohlräume im Karstgestein zum Einsturz gebracht werden und somit die Einbrüche des Untergrundes mittelfristig verhindert werden. Erst dann beginnen die eigentlichen Bauarbeiten an den Brückenbauwerken und an der Trasse.

Bereits im Dezember 2006 erfolgt der Tunneldurchschlag. Die Hemlebener Brücke ist bereits mit den Stahlbögen versehen, so dass der Fahrbahnbelag aufgetragen werden kann. Durch die Bauarbeiter wird mit der Trassenentwässerung am Hopfenberg begonnen und eines von zwei Entwässerungsbecken errichtet.

Im Sommer 2007 beginnen nicht nur die Bauarbeiten an der Bundesstraße B85 zwischen Etzleben und Schillingstedt. Da die Autobahn hier vorläufig enden soll, wird an der provisorisch Anbindung in der Flur Hopfenberg begonnen. Bis Januar 2008 verschwindet der Galgenhügel und an der entstehenden Kreuzung wird eine Ampelanlage errichtet. Trotz mehrfachen Änderungen an der Ampelschaltung, ereignen sich hier immer wieder zum Teil schwere Verkehrsunfällen.

Zugleich schreiten die Arbeiten an der Trasse und am Tunnel durch die Schmücke voran. In der Flur Kreuzgrube wird ein zweites Sammelbecken für die Entwässerung der Autobahn gebaut und  die anfallenden Wasser zunächst mit einem einfachen Graben in die Gorslebener Flur abgeleitet. Jedoch schon im folgenden Jahr muss der Graben mit Betonteilen ausgekleidet werden, da das Wasser immer wieder in den darunter liegenden Karst abläuft und die umliegenden Felder de facto in Feuchtbiotope verwandelt. (AGRAR) Die Brücke der Hemlebener Straße ist bereits fertig gestellt und für den Verkehr freigegeben.

Nach Protesten der Gemeinden Etzleben und Gorsleben werden die Planungen für eine ursprünglich vorgesehene Umfahrung parallel zur Bahnlinie und am zweiten Himmelsberg vorbei nicht weiter verfolgt und eingestellt. Der Verkehr der Bundesstraße 85 und zukünftige Verkehr der Autobahn im Falle einer Tunnelhavarie wird zukünftig auch durch Etzleben rollen. Eine Kostprobe hiervon erfuhren die Etzlebener im August 2015, als die provisorische Anbindung der A71 an die Bundesstraße am Hopfenberg geschlossen wurde und sämtlicher Autobahnverkehr dicht an dicht über die Bedarfsumleitung und damit durch Etzleben wälzte. Die sicher gut gemeinten aber wenig beachteten „Tempo 30“ - Schilder konnten das entstehende Chaos nicht verhindern und regelmäßig verkeilten sich Lastwagen an der Straßenverengung an der scharfen Kurve in der Bahnhofstraße.

Bis April 2008 sind die Arbeiten am Tunnel im Wesentlichen beendet, die ersten Großgeräte und das Containerdorf der Bauarbeiter werden demontiert. Am Hemlebener und Gorslebener Weg und an der Heeresstraße werden Bäume gepflanzt. Bis August 2008 ist auch das Betriebsgebäude des Tunnels errichtet und verfüllt, so dass der Tunnel im Probebetrieb getestet werden kann.

Die für die Verkehrsführung notwendigen Ampeln und Schilder werden aufgebaut. Am 03. Oktober, kurz vor Freigabe des Tunnels bietet sich für die Radfahrer und Sportler die einmalige Gelegenheit, per pedes oder mit dem Rad den Tunnel zu befahren.

An einen kalten und winternassen 12. Dezember 2008 ist es dann soweit. Der Tunnel ist eröffnet, auch wenn die Autobahn vorläufig nur von der Auffahrt Braunsroda bis zur provisorischen Anbindung der B 85 genutzt werden kann. Auch der erste Verkehrsunfall lässt nicht lange aus sich warten. Noch im selben Monat verpasst eine Autofahrerin das provisorische Ende der Autobahn am Abzweig Braunsroda und wird erst durch einen Schotterhaufen gestoppt.

In den folgenden Jahren wird fleißig an der nördlichen Trasse weitergebaut. Der Haaraser Weg wird fertig gestellt und die provisorische Anbindung der B 58 entfernt.  Am 03. September 2015 ist es dann soweit. Mit einem Festakt wird das letzte Teilstück der Autobahn von Sömmerda bis zur ehemaligen provisorischen Anbindung am Hopfenberg eröffnet. Die A71 ist nun durchgängig befahrbar und wen das Mütchen juckt, kann nun bis Schweinfurt durchfahren.

Die Belastungen für die Anwohner der Bahnhofstraße sind schnell vergessen, wälzte sich doch die vorherigen 3 Wochen der gesamte Autobahnverkehr durch die Thüringer Pforte hindurch auf Etzleben zu. Da eine eigentlich vorgeschlagene Ampelanlage im Bereich der scharfen Kurve nicht aufgestellt wurde, verkeilten sich die schweren LKW regelmäßig in dieser Engestelle. Das laute Fluchen der Fahrer, wenn sich wieder einmal die Spiegel zweier Lastkraftwagen verhakt hatten, schallte regelmäßig durch den Verkehrslärm. Die Gehwege der Bahnhofstraße waren oftmals letzte Ausweichmöglichkeit und genau so sahen diese nach den drei Wochen Umleitungsverkehr auch aus. Tiefe Senken und zerfahrene Bordsteine allenthalben. Mit auf der Bundesstraße geparkten Autos machten letztlich am 31. August 2015 einige Eltern auf die für die Schulbuskinder unerträgliche Situation aufmerksam. Zwei geparkte Autos, im Übrigen rechtlich erlaubt, reichten aus, um den Umleitungsverkehr vollständig zum Erliegen zu bringen. Nur die wenigsten Autofahrer hatten jedoch für diese morgendliche Aktion Verständnis. Hauptmeister Schütze, zuständiger Kontaktbereichsbeamter  für Etzleben und soeben aus dem Urlaub zurückgekehrt, konnte der Protestaktion bei allem Verständnis nur wenig abgewinnen, aber zumindest erschien er die verbleibenden 4 Tage bis zur Eröffnung  nun regelmäßig in den Morgenstunden und mahnte mit seiner Anwesenheit und einem sichtbar aufgestellten Geschwindigkeitsmeßgerät die Autofahrer auf die bestehenden erlaubten 30 Kilometer pro Stunde und zu einer besonnenen Fahrweise.

Dank einer rührigen Verwaltung in der Verwaltungsgemeinschaft wird am 07.11.2015 in Etzleben ein Sierzega- Geschwindigkeits- Display aufgestellt, deren Daten Wochen später mit so einigen Überraschungen aufwarten.

Da sich im Hinblick auf die entstandenen Straßenschäden nichts tat, initiierte der Etzlebener Dorfbereicherungsrat eine Unterschriftenaktion und einen offenen Brief an das Landratsamt. Als deren Ergebnis erfolgte eine Bestandsaufnahme der Gehweg- und Straßenschäden im Frühjahr 2016 und in deren Ergebnis der Gehweg neu eingepflastert werden mußte. 

Schramm

2016