Kirchweih und Erntedank

Nach Pfarrer Lohmann war nach alten Brauch die Kirchweih an dem Montag nach St. Michael  (am 29. September) zu feiern, auch wenn dieser Tag selber auf einen Montag fällt und das Erntedankfest tags zuvor.

Hierzu schreibt Pf. Lohmann in den Heimatglocken (Ausgabe August 1930)

"… um von vorneherein allen Irrtümern vorzubeugen, weise ich darauf hin, daß nach altem Brauch gemäß unser Etzleber Kirchweihfest auf den Montag nach Michael, d.h. nach 29. September, fällt, naturgemäß auch dann, wenn der 29.Sept. selbst ein Montag ist. Wir werden also in diesem Jahr, so Gott will, am 5. Oktober Erntedankfest, und Montag, den 6. Oktober Kirchweihfest feierlich begehen. …"

Um mit den alten Zeiten zu brechen, wurde der Erntedank, heute Kirmes genannt, um eine Woche vorverlegt und nun stets am letzten Wochenende des Septembers gefeiert.

 

Ein hier unbekannter Chronist berichtet 1971 über die Kirmes:

„…

Der Chronist möchte an dieser Stelle noch einmal seine Meinung über die Vorverlegung der Kirmesfeier in Kirchenjahr zum Ausdruck bringen.

Nach Festlegung der Kirchenbehörde über das Datum der in Etzleben stattfindenden Kirmesfeier wir(d) hier die Kirmes „ am ersten Montag nach Michaelis“ gefeiert. Michaelis fällt kalendermäßig auf den 29. September. Der darauf folgende Montag fällt dann gewöhnlich in die ersten Tag des Oktober. Da das Erntedankfest auf den ersten Sonntag im Oktober festgelegt ist, so fallen Erntedankfest und tags darauf Kirmes gewöhnlich zusammen. Dadurch gewinnen beide Feste an Bedeutung. Denn die Menschen betrachten ja beide nicht nur im kirchlichen Sinne, sondern geben ihnen eine durchaus weltliche Note, die darin besteht, an beiden Tagen eine familienmäßige nach dem Kirchgang stattfindende Schmauserei – vornehmes Essen – zu Mittag, zum Kaffee und Abendbrot abzuhalten. Daneben natürlich allerlei Belustigung für klein und groß, insbesonderheit für die Kinder, bestehen in Buden, Karussell, Luftschaukel, Schießbuden und was der Dinge mehr sind, nicht zu vergessen Tanz auf beiden Sälen, wozu sich eine sehr stattliche Anzahl Jugendliche aus den benachbarten Dörfern wie Gorsleben, Hemleben, Schillingstedt, Büchel, z.T. Kannawurf einstellte, so daß beide Säle gefüllt und übergefüllt waren und der Weg an den Schaustellerbuden entlang der sich von Gasthof Schönewerk bis zum Gasthof Oscar Hauboldt hinzog, dicht von Menschen besetzt war. Voraussetzung war natürlich einigermaßen gutes Wetter, und wirklich hat die Beobachtung gezeigt, daß zur Etzleber Kirmes selten regnerisches Wetter war.

Nach dem zweiten Weltkrieg herrschte ein sonderbarer Gedanke vor: alles was bisher war, ist falsch und muß geändert werden. Also mußte auch die Kirmes geändert werden und sie wurde um 8 Tage vorverlegt. Ob man ihr hierdurch den kirchlichen Charakter nehme wollte! Man führte zwar allerlei Gründe an, z.B. die Witterungsverhältnisse wären Ende September günstiger als Anfangs Oktober. Leuchtet mir nicht ein.  Oder: die Schausteller hätten Antrag auf Verlegung gestellt, weil mit der Etzleber Kirmes die Kirmsen in Donndorf u. anderen Orten zusammenfielen und diese Dörfer seien für sie die Schausteller gute bis sehr gute Einnahmegelegenheiten, sie könnten ja aber nur einen Ort besuchen und dadurch entgingen ihnen beachtliche Einnahmen. Leuchtet mir zwar eine, aber dennoch! Der Dorfklub beschloß und alle alle alle stimmten zu. Auch die Kirche: was mich ein wenig wundert. Eine Verlegung ist aus weltlichem Interesse geschehen, eine Beibehaltung aus kirchlichem Interesse wäre entsprechender gewesen. Schreiber dieser Zeilen ist gegen die Vorverlegung

….“

So wird die Kirmes seit dieser Zeit stets am letzten Wochenende des Septembers gefeiert und noch lassen sich Schausteller finden, welche mit wenngleich wenigen Buden und Fahrgeschäften, einen kleine Festplatz gestalten. Wenngleich nicht mehr in den Sälen der Gastwirtschaften, wird doch immer noch ein  Kirmestanz angerboten und im Festzelt des Feuerwehrvereins veranstaltet. (Kirmes 2009, 2018

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Auszug Heimatglocken August 1930
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